Drucker und Schulmaterial im Gepäck

Hilfswerk des Lions-Club Freudenstadt unterstützt Grundschule in Namibia

Freudenstadt. Ein finanzielles Weihnachtsgeschenk in Höhe von 2100 Euro vom Hilfswerk des Lions-Club Freudenstadt erreichten die Initiatoren des Hilfsprojektes Epupa Primary School Namibia. Spontan gestartet haben dieses Hilfsprojekt, Peter Stumpf vom Lions-Club Freudenstadt und vier Freunde von Ihm, Thomas Zink aus Baiersbronn, Anschi und Achim Wurster aus Buchenberg im Allgäu. Schon oft führte es die Vier in das südliche Afrika. Nun möchten ei ihrer nächsten Reise im März diese Schule mit Materialien unterstützen.

Die Schule befindet sich in der Region Kunene im Nordwesten Namibias nahe der Grenze zu Angola an den Epup-Wasserfällen. Diese abgelegene Gegend, fast ohne Infrastruktur, besuchten die Freunde bereits in den vergangenen Jahren. Das nächstgelegene Städtchen Opuwo mit seinen 8000 Einwohner und Einkaufs-möglichkeiten liegt etwa 170 Kilometer von der Schule entfernt.

Gegründet wurde die Epupa Grundschule vor 17 Jahren, damals als mobile Schule mit einem Lehrer und 16 Schüler und Schülerinnen. Hier diente ein Zelt als Klassenzimmer und der Lehrer reiste den Schulkindern hinterher, denn der Volksstamm der Himba sind eigentlich Nomaden, die von der Viehzucht leben. Rinder und Ziegen sind ihr alleiniger Reichtum. Als sich die Zahl der Schüler/innen im Laufe der Zeit stets vergrößerte, machte die mobile Schule keinen Sinn mehr und im Jahre 2012 wurde die Epupa-Schule an einem festen Standort errichtet. Im Laufe der Zeit und bedingt durch die Schulpflicht sind viele Himba sesshaft geworden. Seither sind nur die männlichen Familienmitglieder mit ihren Rindern unterwegs. Oft Monate lang in der kargen Landschaft, um neue Weideplätze zu suchen.

Schulrektor Paulus Mumati mit dem Stumpf in Kontakt steht ist selbst kein Himba. Er gehört der Bevölkerungsmehrheit der Ovambos an und hat sich aus der benachbarten Heimatprovinz in diese Region versetzen lassen und kämpft wie ein Löwe für seine Schule. Zwar bezahlt der Staat die mageren Lehrergehälter und stellt das karge Inventar bereit. Aber für die Versorgung von Lehrern und Schülern muss die Schule selbst sorgen und das ist durchaus aufwendig: Die damals knapp 100 Schülerinnen und Schüler im Alter von fünf bis 16 Jahren sind nämlich die ganze Woche über in der Schule. Bis zu 20 Kilometer Fußmarsch mussten die Kinder und Jugendlichen jeden Montag hin und jeden Freitag zurück bestreiten. Seit 2013 ist der Schulbesuch kostenlos, vorher waren umgerechnet 30 Euro pro Trimester zu bezahlen. Was die Himba an die Grenze des Belastbaren brachte, die Geld besten-falls aus dem Verkauf von selbst angefertigtem Schmuck an Touristen erwirtschaften.

Namibia ist ein lebendiges Beispiel babylonischen Sprachengewirrs: Die Amtssprache ist Englisch, die jedoch nur für einen Teil der britisch stämmigen Minderheit die Muttersprache ist. Am weitesten verbreitet ist Afrikaans, die Sprache der südafrikanischen Besatzer nach dem ersten Weltkrieg. Erst 1990 wurde Namibia unabhängig. Insgesamt elf Sprachen, wenn man Deutsch aus der Kolonialzeit dazuzählt, der verschiedenen ethnischen Gruppen sind als Unterrichtssprachen anerkannt. Sie werden in den ersten Jahren an den jeweiligen Schulen verwendet. Daneben ist Englisch Pflicht und ab der fünften Schulstufe dann alleinige Unterrichtssprache. Was zum Teil auch die Lehrer fordert und überfordert, wie Mumati berichtet: „Englisch haben wir auch erst lernen müssen und nicht alle beherrschen es so, dass sie es fehlerfrei als Unterrichtssprache einsetzen können.“

„Und weil es damals an unserer Schule kein Internat gab, zahlt die Regierung auch nicht für Verpflegung und Unterkunft“ teilte Rektor Mumati aus der Entstehungsgeschichte der Schule mit. Er und sein Team sind auf Lebensmittel, welche die Eltern bereitstellen, und auf Spenden von Besuchern angewiesen. Hinter den vier Baracken, die als Schulhaus dienten und die sechs Klassen beherbergen, war eine Feuerstelle. Hier wurde gekocht, in der Regel Mealie-Pap, ein Maisbrei, die Standardnahrung für die Schüler und im Übrigen auch für die Mehrzahl der schwarzen Bevölkerung. Und weil Not erfinderisch macht, hat man auch für die Unterbringung eine Lösung gefunden: Die Mädchen schliefen in einer Wellblechhütte, die außerhalb des Schulgeländes aufgestellt wurde. Die Buben im Klassenzimmer mit ihren Lehrern. Mitten im Klassenraum ein Zelt, welches einem Lehrer gehört damit er auch ein bisschen Privatsphäre hat. Eine Tafel, genormte und abgewohnte Stahlrohrmöbel, bunte Bilder mit dem ABC, den Wochentagen oder dem menschlichen Körper an der Wand und nackter Betonboden.

Ein Hostel wurde gebaut
Abhilfe kam im Jahre 2018/2019. Durch die Initiative von Wolfgang Fiedler, ebenfalls Mitglied im Lions-Club Lübben und Gründer der Namibia Hilfe EWF e.V. Mit seiner Hilfe konnten mehrere Schulen in Namiba auf- und ausgebaut werden. Seit mehr als 40 Jahren arbeitet Fiedler (83) in der Stille und hat auch einen wesentlichen Beitrag hinsichtlich der Epupa Primary School geleistet. So wurde schließlich ein Hostel mit Sanitäranlagen gebaut, eine neue Wasser-versorgung installiert, eine Küche voll ausgestattet, sowie ein Speisesaal eingerichtet und 15 Toilettenanlagen gebaut.

Zurzeit gibt es 164 Schüler/innen die von acht Lehrern unterrichtet werden. Von der Vorschule bis zur siebten Klasse. In Bezug auf den Lernprozess gibt es jedoch noch viele Hindernisse und Herausforderungen, welche es durch die fehlende Infrastruktur zu meistern gilt. Jedoch ist das ganze Lehrpersonal fest entschlossen, solche Herausforderungen eins nach dem anderen zu überwinden, um die Lernumgebung für die Schülerinnen und Schüler zu verbessern.

Corona und die Folgen
Infolge der Covid19 Pandemie 2020 wurde auch in Namibia der Präsenzunterricht zum größten Teil aufgehoben. Ein Online-Unterricht wie in Europa ist für diese Region am Kunene unmöglich. „Es war ein schwerer Schlag für die Lehrkräfte, bedenkt man die teils großen Entfernungen aus der die Schüler kommen“, teilte Rektor Mumati mit. Die knappen Ressourcen wie zum Beispiel Papier oder sonstiges Schulmaterial gingen in dieser Zeit ebenfalls zur Neige. Um zu Hause lernen zu können ist es wichtig, den Lernenden den Unterrichtsstoff und die Aufgaben an die Hand zu geben. „Ohne Kopiergerät und der Mangel an Papier ist das nur schwer zu bewältigen“, soRektor Mumati.

Sein sehnlichster Wunsch, so der Rektor ist ein Drucker mit Kopierfunktion, sowie Ersatztoner und Kopierpapier. Ebenso besteht ein großer Bedarf an Schulmaterial wie Schreib- und Malutensilien, Ordner, Schnellhefter, Lineale, Radiergummis, Anspitzer, quasi alles was so in eine Schultasche der Schüler gehört. Die Kosten hierfür wurden vom Hilfswerk des Lions-Club Freudenstadt übernommen. „Die Liste ist jedoch noch lang für Dinge, die an der Schule und dem Hostel benötigt werden. Wir freuen uns über jeden Euro und bedanken uns ganz herzlich bei allen Spender die unser Projekt bisher unterstützt haben und noch unterstützen werden“, sagte Stumpf. Für den Einkauf in Windhoek, der Hauptstadt Namibias, sowie Logistik sorgt ein befreundetes Ehepaar in Namibia, Tourguide Olli Carstens und seine Frau Ina von Buschmann Safaris, mit dem die Vierergruppe im März unterwegs sind. Die Materialien werden dann an der Schule persönlich übergeben.

Weitere Infos auf www.epupa-school.de

 


Club Info

Gründung: 20. Oktober 1954
Gründungspräsident: Georg Lindemann
Charter: 15. Januar 1955
Gründungspate: LC Stuttgart
Patenschaft: LC Horb, 1976 und LC Schwarzwald-Web-Serve
Distrikt: 111 SN (Region II - Zone 5)
Clubnummer: 21804
Jumelage: Soissons/Frankreich
Präsident 2024/2025: Thomas Reichert
Clublokal: HOTEL FRITZ, Freudenstadt
Clubabende an jedem 3. Freitag im Monat 19.00 Uhr